Gibts was Schöneres als Bergnatur pur?
Sicher: sanftes Meeresrauschen, weißer Sandstrand, Tiroler Nussöl in der Nase und ein kühles Glas Rose in der Hand ist auch was Feines. Aber schon mal das Gefühl genossen, sich nach einer anstrengenden Bergwanderung -verschwitzt, rotwangig und mit müden Waden- unterm kühlenden Schatten einer Birke fallen zu lassen und die heißgelaufenen Füsse in ein eiskaltes Naturbad zu senken? Dabei frischen Apfelsaft g'spritzt runterzischen und mit größtem Appetit über eine ordentliche Brettljause herfallen? Schon nicht schlecht, so eine Auszeit in den Bergen. Genauer gesagt, in den Leoganger Steinbergen. Und noch genauer: im ersten Vollholzhotel Österreichs, im Alm-Hotel Forsthofalm. Text by Barbara Gruber, Fotos © by Forsthofalm, Barbara Gruber
Natur pur, alles Bio, viel Holz, Wald, Almwiesen, tausend Varianten Grün, Steine, Gipfel, kulinarische Gaumenfreuden, komatöser Tiefschlaf, Gesundheit und Frohsinn - so stelle ich mir einen Aufenthalt in den österreichischen Bergen vor. Und genau so ist es.
Schon die Anreise aus München ist reisen statt rasen. So ohne Auto ist es ein bisserl zeitintensiver. Doch weil das Ziel ein Biohotel ist, bleibt der Wagen in der Garage und DB & ÖBB erledigen den Job. Ich kann nix gegen das Bahnreisen sagen, wahrscheinlich typischer Vorführeffekt: alle Züge sind äußerst pünktlich. Blöder Nebeneffekt: die Wartezeit auf den regulären Anschlusszug in Wörgl bleibt bei langen 85 Minuten. Gar nicht blöder Nebeneffekt: die Entschleunigung beginnt. Ausreichend Lesestoff ist dabei. Geschenkte Zeit. Für den Kameramörder, von Thomas Glavinic.
Ich bin der einzige Passagier mit Fahrziel Leogang. Schon etwas unheimlich. Der Ort Leogang hat 3.102 Einwohner - und 3 Bahnhöfe. Ich finde das noch äußerst belustigend, als die freundliche Dame am Telefon mich drauf hinweist, ich solle doch bitte 'Leogang Bahnhof' aussteigen, dort erwarte mich die Hotelchefin und nähme mich hoch zur Forsthofalm. Na sicher Bahnhof, wo denn sonst, denke ich noch amüsiert und freue mich über die berühmte Hilfsbereitschaft meiner österreichischen Landsleute. Die erste Station 'Leogang' ist ein Hütterl mitten in einer kleinen Waldsiedlung, eindeutig kein Bahnhof im Sinne eines Bahnhofs. An der zweiten Haltestelle - eher ein Verschlag - bleibt mein Zug gar nicht erst stehen. Die 3. Haltestelle hat mich so überrumpelt, dass ich nicht rechtzeitig aussteige - und schon sind wir raus aus Leogang. Nächste Haltestelle: Saalfelden, Peinlich berührt steige ich aus und warte auf den Shuttleservice der Hausherrin, die sich bestimmt ihren Teil über deutsch-österreichische Großstädterinnen denkt.
Frau Widauer ist eine herzliche Dame, Hotelliere durch und durch. Während wir uns über einige Kehren langsam der Forsthofalm nähern, erzählt sie mir über die Freuden und Mühen eines streng nach Bio-Regeln geführten Familienbetriebes. Ihr Sohn Markus hat sich für diesen Weg entschieden, als er das Hotel vor 4 Jahren übernommen hat. Umweltfreundliche Bauweise, natürliche Materialen, Niedrigenergie, alle Lebens- und Nahrungsmittel möglichst aus der Region und biologisch einwandfrei angebaut. Damit verbundene Qualitätsansprüche, höhere Betriebs- und Erhaltungskosten, dadurch höhere Übernachtungspreise. Und dem immer stärker zunehmenden Interesse der Gäste, die all diese Vorzüge samt atemberaubender Umgebung suchen, schätzen und zu genießen wissen.
Apropos atemberaubende Umgebung. Müßig zu beschreiben. Bilder müssen her:
Mein Zimmer 213 ist farblich mit der Umgebung äußerst stimmig und es riecht gut. Ich mag das. Es wurden fast ausschließlich einheimische Naturprodukte verarbeitet - Fichten- und Lärchenholz, Leinen und Jute. Nur der grüne Schiefer stammt aus Norwegen, der heimische Stein wäre zu weich, erklärt mir später Markus Widauer. Mit viel Engagement und Herzblut begann er 2008 mit dem Umbau des elterlichen Betriebs zum ersten Vollholzhotel im Salzburger Land. Das harmonische Zusammenspiel der Materialen waren ihm von Beginn an wichtig, und dass das gelungen ist, spürt man in allen Bereichen des Hotels.
Für Verliebte: Das 'Romantik-Zimmer' mit freistehender Eckbadewanne und einem spektakulären Ausblick ins Tal .. wenn man dafür überhaupt ein Auge hat... das werde ich beim nächsten Besuch zu zweit dann testen.
Die Forsthofalm (auf 1.050 m) liegt - idyllisch. Der Blick auf die Leoganger Steinberge ist - befreiend. Die Luft ist - herrlich!! Und die Ruhe. Diese Ruhe...
Die Hauptsaison ist klarerweise der Winter. Wer ein Skiparadies abseits von Ischgler-Ballermann-Hysterie und 10-Frisösen-Apres-Ski-Romantik sucht, ist hier richtig. Keine lauten Nachbarhotels, keine Parkplatzwüsten, keine Bars, Pubs und Glühweinbuden. Nur die Forsthofalm. Das Hotel liegt direkt an einem kleinen Lifthang, der einem direkten Anschluss an die Ski-Schaukel Saalbach - Hinterglemm Leogang bietet. Insgesamt 200 km Ski-Pisten-Gaudi und somit laut Prospekt das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs.
Mein Geheimtipp aber ist der Frühsommer. Sobald der letzte Schnee weg ist und es grüner ist als grün. Oft haben solche typischen Wintersportorte den Charme einer ausrangierten Filmkulisse. Überall Bagger und Baufahrzeuge auf abgefahrenen Hängen samt gatschbraunen Trassen, durchzogen von Liftstützen, die aussehen wie die Gerippe vom Transformer 1 - 3. Nichts davon hier. Das Lifthäusl stört kaum, der Hügel ist grünbewachsen und die Umbauten am Haus sind grad alle unter Dach und Fach.
Als nächstes will ich den SPA sehen. Nur vorher schnell 'Natur rein' und eine Runde auf den Hügel joggen, damit der Sauna-Guss auch wirklich verdient ist. Nach der 4. Kehre ist allerdings Schluss mit Joggen, so ein bergauf will geübt sein. Ich schnaufe und schwitze und verfalle in einen möglichst sportlichen Stechschritt, meinen übertriebenen Aktivitätsschub verfluchend. Oben angekommen wartet ein herrliches Bergpanorama und ich bin wieder leicht versöhnt. Kurz Innehalten.
Vor mir ist der 'Leoganger Sinne-Erlebnis-Weg': Das Schild sagt: Schuhe ausziehen, Augen zu und barfuss über den Weg gehen. Es tut überraschend gut, den Unterschied zwischen verschiedenen Böden aus Sand und Kork, Kieselsteinchen und Moos, Holz und Wasser zu spüren. Hier oben in der freien Natur sind wirklich alle Sinne in friedlicher Alarmbereitschaft. Der Abstieg dann wieder im Lauftempo, die dampfende Biosauna schon vor Augen.
Der Ausblick von der SPA-Terrasse ist himmlischund die Romantik-Badewanne mit 360°Panoramablick verführerisch plaziert. Alleine reisen kann manchmal ganz schön hart sein... Der gesamte Wellness-Bereich ist sehr einladend, erholsam, entspannend. Schnörkellos und ohne esotherischen Wellness-Klimbim. Zur Erfrischung stehen Wasserkrüge mit Johannisbeeren und viele verschiedene Bio-Tees bereit. Und Nüsse, Trockenobst, frische Äpfel und Birnen gegen Unterzucker. Die riesigen Glasfronten in den großzügigen Sauna- und Behandlungsbereichen liefern die schönsten Naturbilder und man glaubt buchstäblich, man steht im Wald.
Und auch die Küche in der Forsthofalm macht glücklich. Die Lebensmittel stammen größtenteils von Bauern aus der Region und aus der hauseigenen Jagd. Ich freue mich über lokale Schmankerl wie Carpaccio vom Tafelspitz, gebratenem Saibling und Saltimbocca vom Jungschwein verfeinert mit Wildkräutern, Waldpilzen, heimische Beeren und Kräutern aus dem Garten. Im Weinkeller lagern schöne österreichische und internationale Tropfen, darunter auch hochwertige Bio-Weine.
Jetzt muss nur noch der Bettentest bestanden werden. Jawoll. Tief und fest wie ein Murmeltier hab ich nach langer Zeit mal wieder richtig durchgeschlafen.
Die viereinhalbstunden Wanderung am nächsten Morgen bringt Erholung pur. Kein Autogeräusch und Baulärm weit und breit. Und auch kein einziger Mensch! Fast schon unheimlich einsam marschiere ich vor mich hin. An Enzian und Murmeltier (echte!), Bilderbuch-Almen und -Wiesn vorbei dem Gipfel entgegen. Genau die richtige Mischung aus Anstrengung, Erschöpfung und Kraft tanken.
So muss es sein, Österreich rein!
PS: Die Forsthofalm hat schon einige Auszeichnungen eingeheimst, zuletzt Ende Mai 2011: Das Österreichische Umweltzeichen und EU Ecolabel - als Vollholzhotel-Vorbild für umweltbewusste Hoteliers. Hotel-Paradiese.de gratuliert ganz herzlich!
Die Autorin wurde unterstützt von:
Musik von I am Kloot und Hubert von Goisern
Buch: Von der Schönheit (Zadie Smith) und der Kameramörder (Thomas Glavinic)
täglich 2 Äpfel
literweise Bio-Tee von SONNENTOR (www.sonnentor.at)
Rucksack (freundlichen Leihgabe von Frau Widauer)
Wanderschuhe
20er Sonnencreme
Murmeltierfettsalbe
Pflaster
Fred
Kontakt und Buchung:
Alm-Hotel Restaurant Forsthofalm
Hütten 37
A-5771 Leogang
Land Salzburg
Österrreich
Tel +43 (0)6583-85 45
Mail: info@forsthofalm.comWebsite: http://www.forsthofalm.com/
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